Immer mehr Österreicher leiden unter psychischen Erkrankungen und Burn-out, und immer mehr gehen deshalb in Frühpension. Auf ihrer Jahrestagung in Graz suchen derzeit Arbeitsmediziner nach Wegen, die Menschen länger im Job zu halten.
Burn-out ist keine medizinische Diagnose wie etwa Erschöpfungsdepression, sondern die Bezeichnung für eine Grauzone zwischen ernst zu nehmender psychischer Belastung und Modeerscheinung – mehr dazu auch in Burn-out erkennen und vorbeugen (11.1.2012).
Gefunden unter steiermark.orf.at
Große Verwechslungsgefahr
Beschäftigen werden sich die Arbeitsmediziner – 1.800 gibt es in Österreich – bei ihrer Tagung in Graz auch mit der Initiative „fit2work“: Sie bietet kostenlose und individuelle Hilfe, wenn bei Burn-out der Verlust des Arbeitsplatzes droht oder beim Wiedereinstieg nach langen Krankenständen. In der Steiermark, in Wien und Niederösterreich gibt es „fit2work“ seit 2011, 2012 soll das Angebot auf alle Bundesländer ausgedehnt werden.
„Es geht hier nicht um ‚Es geht mir jetzt nicht so gut‘, es ist wirklich eine Überlastung, geht meist über Wochen, Monate, sogar Jahre. Es wird ganz viel in den Themenblock hinein interpretiert, und das ist zum Teil auch gefährlich, wenn man bedenkt, dass sehr häufig Depressionen, die nur am Rand mit einer Arbeitsüberlastung zu tun haben, dann auch als Burn-out bezeichnet wird“, sagt Christine Klein, die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin.
Deutliche Zahlen
Fällt die Definition oft schwer, so sprechen die Zahlen aber eine klare Sprache: Seit 1995 stieg die Zahl der Krankenstände aufgrund psychischer Belastungen um 89 Prozent an, 29 Prozent der Frauen und 18 Prozent der Männer in Frühpension wurden wegen psychischer Erkrankung in eben jene geschickt.
Psychische Belastungen sind messbar
Menschen – auch jene, die unter Burn-out leiden – länger im Beruf zu halten, ist das Ziel der Arbeitsmediziner, denn nichts mache mehr krank als Arbeitslosigkeit, meinen sie: Keine Arbeit mache unglücklich, zu viel Arbeit krank, zu wenig arm – es komme auf das gesunde Maß an. Daher testen sie – sozusagen von der Büroklammer bis zur Sessellehne – die Arbeitsbedingungen in den Betrieben und die Mitarbeiter mit Fragebögen und Interviews auf Burn-out-Gefährdung.
Auch für Burn-out gäbe es eine EU-Norm, so Erich Pospischil, ärztlicher Leiter des Arbeits- und sozialmedizinischen Zentrums Mödling: „Es gibt dazu mittlerweile seit mehreren Jahren eine europäische Norm, die genau definiert, welche psychichen Belastungen wir meinen. Man kann psychische Belastungen genauso seriös messen wie zum Beispiel Lärm.“
„Fit2work“