Die Wirtschaftskammer legt eine Studie vor, wonach die Mitarbeiter “zu wenige Stunden an ihrem Arbeitsplatz produktiv tätig” seien. DIE AK KONTERT.
“Die Mitarbeiter sind zwar fleißig und engagiert, aber zu wenige Stunden an ihrem Arbeitsplatz produktiv tätig”, lautet das Resümee einer von der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ) in Auftrag gegebenen Studie des Marktforschungsinstituts IMAS. Ein Viertel der Arbeitszeit werde demnach nicht gearbeitet, kritisiert WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner.
“Zählt man die bezahlten Dienstverhinderungen zusammen und setzt sie in Relation zu einer Jahresarbeitszeit von 260 Arbeitstagen, bedeutet das, dass 26,5 Prozent der Arbeitszeit zwar vom Dienstgeber bezahlt werden, dafür aber keine unmittelbare Gegenleistung des Dienstnehmers erfolgt”, so Trauner, dessen Kritik auf der Wirtschaftskammer-Homepage nachzulesen ist.
Die Liste des WKO-Präsidenten
Trauner listet auf, wieviel bezahlte dienstliche Ausfallszeiten ein durchschnittlicher Arbeitsnehmer jedes Jahr aufzuweisen hat:
- Jahresurlaub im Ausmaß von 25 Arbeitstagen
- Arbeitsfreie gesetzliche Feiertage im Ausmaß von 13 Arbeitstagen
- Durchschnittlicher Krankenstand eines unselbständig Erwerbstätigen in Oberösterreich in Höhe von 13,5 Arbeitstagen
- Sonstige bezahlte Freistellungen (Arzt, Pflegefreistellung, Postensuchtag, Übersiedlungstage etc.) im Ausmaß von 2,9 Arbeitstagen
- Private Tätigkeiten während der Arbeitszeit laut IMAS (Privattelefonate, Rauchpausen, Internetsurfen etc.) im Ausmaß von 14,5 Arbeitstagen
Während der Dienstgeber für die gesamten 260 Arbeitstage das vertraglich vereinbarte Entgelt leiste, erbringt der Dienstnehmer im Schnitt an nur 191 Arbeitstagen seine vertraglich vereinbarte Arbeitsleistung, so Trauner. Die Netto-Arbeitszeit liege damit auch im internationalen Vergleich weit hinten.
Vorschläge zur Erhöhung der Netto-Arbeitszeit
Trauners Vorschläge, um die Netto-Arbeitszeit zu erhöhen:
- Keine Bezahlung des ersten Krankenstandstages und Beteiligung des Dienstnehmers an der Entgeltfortzahlung, sofern ein Freizeitunfall vorliegt
- Kurzfristige Senkung der Lohnnebenkosten um 500 Millionen Euro sowie Senkung der Unternehmenssteuern
- Gezieltere Bekämpfung des Krankenstandsmissbrauchs und Sanktionierung von Sozialbetrug
- Anrechnung von Kuren und anderen bezahlten Dienstverhinderungen auf den Urlaub
- Absage an jede Ausweitung von bezahlten Dienstverhinderungen
Erhard Prugger, Sozialrechts-Experte der Wirtschaftskammer, sagt, die Krankenstandsregelung habe sich in Schweden bewährt. Das Krankenstandsverhalten habe sich geändert, Kurzzeit-Krankenstände habe man weggebracht.
AK: “Rundumschlag der Wirtschaftskammer”
Der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer hat die Wirtschaftskammer-Vorschläge erbost zurückgewiesen: “Ich bin über den Rundumschlag der Wirtschaftskammer entsetzt”, schreiben die “Oberösterreichischen Nachrichten”. Ihn störe vor allem, dass die Unternehmerkammer suggeriere, die Arbeitnehmer würde alles andere mehr interessieren als die Arbeit. “Dabei ist es ein Verdienst der Mitarbeiter, dass die heimische Wirtschaft so gut dasteht. Wir reden gern über die Entlastung des Faktors Arbeit, aber über diese Forderungen reden wir nicht.”
Und auch die vorgeschlagene Krankenstandsregelung kritisiert er. Die Zahl der Krankenstandstage sinke ohnehin seit Jahren. Außerdem seien nicht die Kurzzeit-Krankenstände, sondern die Langzeit-Krankenstände besorgniserregend.
Dazu möchte ich Sie auf den am 26. September 2012 unter “Interessantes” publizierten Artikel aufmerksam machen: “Allzeit bereit: Wie uns die Arbeit in der Freizeit stresst“. Und dann soll noch mal jemand behaupten es wird zu wenig gearbeitet…