Streit um den Urlaub flammt neu auf

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KleineZeitung Logo“Mehr Urlaub”, fordert die Gewerkschaft. “Das ist sinnvoll für bestimmte Berufe”, meint die Arbeitsmedizin. “Nicht mit uns”, sagen die Arbeitgeber. 

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr stimmten die Schweizer mit 66,5 Prozent gegen die Initiative “Sechs Wochen Ferien für alle”. Vier Wochen – so hoch ist ihr Anspruch – sind genug, sagen die Schweizer. In Österreich haben Arbeitnehmer das Recht auf fünf Wochen Urlaub, bei langer Betriebszugehörigkeit sogar auf mehr. 

Doch nur wenige Berufstätige in Österreich kommen tatsächlich in den Genuss einer sechsten Urlaubswoche. Die Arbeitsverhältnisse werden kürzer und Jobwechsel häufiger.

Die größte Einzelgewerkschaft im ÖGB, die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), fordert eine Neuregelung, damit mehr Menschen einen Anspruch auf die sechste Urlaubswoche erhalten. GPA-Chef Wolfgang Katzian tritt für eine Herabsetzung der Frist auf zehn oder 15 Jahre ein und hofft, dass es das Thema zumindest in den Nationalratswahlkampf schafft. Für Karl Proyer, stellvertretenden GPA-Bundesgeschäftsführer, ist klar: Durch mehr Urlaub bleiben Menschen länger gesund und können dann länger arbeiten.

Anders will die Arbeiterkammer die Urlaubsdebatte lösen. Sie plädiert für sechs Wochen Urlaub für all jene, die 25 Jahre arbeiten, unabhängig von der Betriebszugehörigkeit.

Die Diskussion flammt nicht zum ersten Mal auf. Allerdings sind die Fronten verhärtet. So lehnen die Industriellenvereinigung (IV) und die Wirtschaftskammer die Forderung der Gewerkschaft vehement ab. Österreich liege bei Urlaub und Feiertagen bereits im europäischen Spitzenfeld und könne sich noch mehr Freizeit schon allein wegen des Wettbewerbsnachteils für die Unternehmen nicht leisten. Dem hält wiederum die Gewerkschaft entgegen, dass Österreich bei den Überstunden und der Wochenarbeitszeit Spitze in Europa ist.

Branchenabhängig

Ob mehr Urlaub aus gesundheitlicher Sicht gerechtfertigt ist, hänge von Beruf und Branche ab, sagt hingegen Alfred Barth von der Wiener Akademie für Arbeitsmedizin und Prävention (WIAP). “Berufe mit Schichtarbeit und viel Kontakt zu Menschen sind stärker Burn-out-gefährdet als andere, vor allem, wenn die Leute Kinder haben.” Dazu zählen etwa Ärzte, Polizisten und Lehrer. “Dass sie so viel Urlaub haben, ist gerechtfertigt. Ständiger Menschenkontakt ist anstrengend, da man den Klienten Wertschätzung und Einfühlungsvermögen entgegenbringen muss”, erklärt Barth.

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